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Spule ausschalten - Spannungsspitzen?
Ohne Schutzvorkehrungen sollte man Spulen nicht abschalten, heißt es. So richtig gezeigt, was passiert, wenn man es nicht macht, wird das allerdings nie. Jedenfalls fand ich keine Messungen, Bilder oder Videoclips dazu. Also selber machen.
Die Schaltung ist im Prinzip einfach: Eine Spule, Stromversorgung und was zum ein- und ausschalten. Im Takt natürlich. Schnell genug, damit man was am guten alten analogen Oszilloskop 1) was sehen kann.
Reed Relais als Schalter
Zum Basteln eignet sich da eine 12V-Motoradbatterie als Stromversorgung. Da macht man auch keine teuren Geräte kaputt, falls was schiefgeht. Die Strombegrenzund macht Widerstand R1. Das Ganze soll nun echt mechanisch geschaltet werden, damit man pur erleben kann was passiert. Getaktet schalten kann man Reed-Relais. Ich hatte da noch einen Celduc Dual Inline rumliegen, damit gings. Damit nichts in die Taktgebende MCU zurückschlägt, kam vorsichtshalber ein Optokoppler dazwischen, der das Relais treiben konnte. Der Schaltstrom für die Spule im Reed-Relais muss begrenzt werden auf unter 500mA durch einen externen Widerstand R2. Die Freilaufdiode D2 ist schon eingebaut.
Eine einfache Rechteckwelle schaltete dann den Kontakt periodisch. Das Foto vom Oscilloskop-Bild zeigt was geschah. Es gibt tatsächllich eine ordentliche Spannunsschwankung wenn die Spule abgeschaltet wird. Die Spannung war so hoch, dass die peaks auch mit der höchsten Teilung von 20V/cm oben aus dem Bild gingen. Erst mit dem Tastkopf 10:1 ging es. Der Peak war 26mm hoch, wobei 10V/cm eingestellt waren, das entspricht einer Spanungspitze von 260V !
Eine höhere zeitliche Auflösung zeigt auch die kurze negative Spannungsspitze, die im System auftrat. Dabei traten Störungen an der USB-Maus des PC auf. Die 'Maus' wurde immer wieder ab- und angemeldet am PC (Win7), erkennbar an dem dauernden Bestätigungs- und Abmendeton von Windows, arbeiten konnte man so damit nicht mehr. Allerdings sind der PC und auch der USB-Port heile geblieben.
Um den Ablauf doch noch fotographieren zu können, wurde die MCU als Taktgeber fest programmiert. Was im noForth mit folgender Phrase gelang:
decimal : run begin 260 sqwav again ; ' run to app freeze
Die MCU lief dann alleine los, betrieben mit 3,5V am Spanungsregler statt über den USB-Seriellen-Wandler vom PC aus.
Eine Freilaufdiode über der Spule beseitigte die Spannungsspitzen. Auch der PC wurde nicht mehr gestört. Schön zu sehen auch, wie so ein Reed-Relais prellt.
Das ganze nochmal mit Transistor als Schalter
Der TIP120 hat schon eine Schutzdiode eingebaut. Das führt dazu, dass die negativen Spannungsspitzen beseitigt werden. Im orangen Kringel unten am Peak im ersten Bild ist das zu erkennen. Und ein Transistor prellt nicht.
Und nun kann man auch schön sehen, dass die Spule Widerstand leistet, wenn der Strom eingeschaltet wird. Nimmt man den Spannungsverlauf über einem Widerstand auf, der parallel zur Spule liegt (TP1-TP2), kommt das gut zur Darstellung bei höherer Frequenz.
Theorie
Bekanntlich wehren sich Spulen dagegen abgeschaltet zu werden. Oder besser gesagt, elektrischer Strom in einer Spule erzeugt ein Magnetfeld darin. Und das Magnetfeld wiederum, einmal da, hat einen elektrischen Strom zur Folge, sobald es sich ändern muss. Abschalten des elektrischen Stromes durch die Spulendrähte ist so eine Änderung, durch die sich das induzierte Magnefeld ändert. Was wiederum Strom im Spulendraht generiert, der für anhaltende Spannung sorgt. Einschalten des Stromes durch die Spule wirkt andersherum. Die Spule wehrt sich auch dabei, und der Stromfluß setzt nur allmählich ein. Hübsch erklärt hat das Reinhold Dörfler 6/2016.
Vergnügliches Experiementieren.
mk